Die Campanulales sind zum überwiegenden Teil Kräuter; wenige Arten sind sekundär verholzt. Als charakteristisches, sonst nur noch bei den Asteraceae vorkommendes Polysaccharid ist Inulin zu nennen. Ansonsten kommen als Inhaltsstoffe Pyridinalkaloide (Lobelin bei Lobelia-Arten) sowie Polyacetylene (Campanulaceae) vor.
Die Campanulales lassen sich an die Solanales anschließen, mit denen sie u.a. den radiärsymmetrischen Blütenbau und die wechselständigen Blätter gemeinsam haben. Sie kennzeichnet jedoch ein besonderer Mechanismus der Pollenübertragung und ein unterständiger Fruchtknoten. Die meisten Arten sind protandrisch, d.h., die Stamina der Androeceen reifen und geben Pollen ab, bevor das Stigma aufnahmebereit ist. Die Stamina gehen schon kurz nach dem Offnen der Blüten zugrunde.
Der an der mit Haaren besetzten Oberfläche des Griffels (nicht an der Narbe!) hängenbleibende Pollen wird von Insekten, meist Bienen, übernommen und auf Blüten mit reifer Narbe übertragen. Die Narbenreifung besteht im Auseinanderklappen der Griffelenden und der damit verbundenen Freilegung einer neuen Oberfläche. Dies erfolgt in der Regel erst einige Tage nach Beginn der Anthese. Man kann sagen, daß die Blüten zunächst eine männliche, später eine weibliche Phase durchlaufen. Neben diesem Fremdbefruchtung fördernden Mechanismus kommt bei einigen Arten Kleistogamie und damit Selbstbefruchtung vor, beispielsweise bei den Gattungen Legousia und Lobelia, sowie einigen Campanula-Arten.
Die 2500 Arten gehören vier Familien an, doch 80 Prozent sind allein in den Familie Campanulaceae (Glockenblumengewächse) und Lobeliaceae zusammengefaßt. Die beiden übrigen Familien sind ausschließlich oder vorwiegend in Australien beheimatet.
Lobeliaceae: eine mit den Campanulaceae eng verwandte Familie, von denen sie sich durch zygomorphe Blüten, zu einer Röhre verbundene Filamente und Antheren und durch einen zumeist zweifächrigen Fruchtknoten unterscheidet. Sie ist in den Tropen vorherrschend. Eine Gruppe krautiger Arten mit vielblütigen Infloreszenzen und Riesenwuchs ist für die Hochlagen im südlichen Afrika und in Südamerika charakteristisch: Giant Lobelias.
Auf dem Nyika Plateau in Malawi
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