Die Merkmale der Dilleniidae können weder als besonders ursprünglich noch als besonders abgeleitet gelten. Die Entwicklungshöhe und die Vielgestaltigkeit der Merkmale ähnelt in vielem dem, was uns bei der anschließend zu beschreibenden Gruppe der Rosidae wiederbegegnen wird.
Als das herausragende Dilleniiden-Merkmal wird die zentrifugale Anlage der Staubblätter (Stamina) bei sekundär polyandrischen Arten ( = Arten mit zahlreichen Staubblättern) genannt. Was versteht man darunter? Die hohe Zahl der Staubblätter ist hier, wie dargelegt, sekundär entstanden. Sie sind nicht, wie bei den Magnoliidae, schraubig, sondern in klar voneinander getrennten Gruppen angeordnet. Die Anlage der Stamina erfolgt nicht direkt und kontinuierlich von der Basis zur Spitze (Apex) der Blütenachse, sondern auf dem Umweg über Anlagen, aus denen später Gruppen von Stamina hervorgehen. Auf diesen erfolgt die Ausgliederung der Stamenanlagen, vom Mittelpunkt der Blüte aus gesehen in Richtung Peripherie (zentrifugal). Das Ergebnis sieht man an voll ausgebildeten Blüten, in denen vielfach eine sektorielle Anordnung der Staubblätter in Erscheinung tritt.
Von den rund 25 000 Dilleniidae-Arten gehören etwa drei Viertel zu fünf der insgesamt 13 Ordnungen (= 78 Familien):
Violales (5000 Arten)
Capparales (4000 Arten)
Ericales (4000 Arten)
Theales (3500 Arten)
Malvales (3000 - 3500 Arten)
Eine weitere bekannte und große Ordnung sind die Primulales mit 1900 Arten. Die Ordnung Dilleniales mit primitiven Merkmalen, wie vor allem dem Gynoeceum, steht auf niedrigem Evolutionsniveau. Die Theales (= Guttiferales) werden als Zentralgruppe der Dilleniidae angesehen, von der sich die übrigen Ordnungen ableiten.
Die Malvales, Violales und Capparales bilden eine natürliche Verwandtschaftsgruppe. Die Salicales lassen sich durch Reduktion der Blütenorgane von den Violales ableiten. Die vier Ordnungen Ericales, Diapensiales, Ebenales und Primulales gehören ebenfalls einer Verwandtschaftsgruppe an, die sich aber von anderen Theales ableitet als die zuerst genannten Ordnungen.
Die Blätter der Dilleniidae sind einfach gebaut, selten unterteilt, und noch seltener zusammengesetzt. Die Blüten sind meist polypetal, selten apetal. Etwa ein Drittel aller Arten besitzt sympetale Blüten. Wegen der schon besprochenen sekundären Vermehrung der Stamina ist ihre Zahl weit höher als die der übrigen Blütenorgane. Der Pollen ist meist tricolporat, das Gynoeceum ist in der Regel synkarp; lediglich bei den Dilleniales ist es apokarp. Die Placentation ist unterschiedlich. Bei etwa einem Drittel der Arten ist sie parietal, selten (bei Primulales) frei-zentral oder basal, vielfach zentralwinkelständig (axil). Die Samen sind endospermhaltig (nicht perispermhaltig wie die der Caryophyllales).
Als sekundäre Pflanzenstoffe wurden vor allem kondensierte und hydrolysierbare Gerbstoffe sowie Senföl (bei Capparales und einigen Violales) nachgewiesen. Iridoide Verbindungen und Alkaloide sind selten.
Derzeit in Botanik online nicht behandelte Ordnungen: Batales, Diapensiales, Ebenales, ihre Familien und Gattungen.
© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de