Artenzahlen rezenter Pflanzen |
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Gesamtzahl (einschl. Cyanophyta) |
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Cyanophyta |
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Chlorophyta |
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Chrysophyta (incl. Bacillariophyceae) |
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restliche Algengruppen |
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Bryophyta |
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Pteridophyta |
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Gymnospermae |
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Angiospermae |
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nach: Biologische Systematik. Denkschrift der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 1982 |
Auskunft auf diese Frage geben die Angaben in der Tabelle. Die Zahlen sind vermutlich zu niedrig gegriffen. Ständig werden neue Arten entdeckt und beschrieben. Das gilt besonders für Angiospermen der Tropen und anderer wenig bearbeiteter Regionen. Es gilt aber auch für niedere Pflanzen, wie z.B. die einzelligen oder wenigzelligen Algen, über deren Verbreitung wir nur lückenhafte Kenntnisse haben. Wie bereits erwähnt, wissen wir oft auch noch zu wenig über die intraspezifische Variation, um mit Sicherheit sagen zu können, ob zwei Formen derselben oder zwei verschiedenen Arten zuzusprechen sind. Nicht selten werden daher bei der Neubearbeitung einzelner Gruppen Namen in Synonyme gesetzt. So sind z.B in den letzen Jahrzehnten in verschiedenen Instituten Algen (und andere niedere Pflanzen) in Kultur genommen worden. Oft zeigte sich dabei, daß sie in Kultur scheinbar abartige Form annahmen. Solche Befunde sind aber nichts anderes als die Reaktion auf eine neuartige Umwelt. An keinem natürlichen Standort sind die Lebensbedingungen das ganze Jahr über konstant, ist die Versorgung mit Nährstoffen gesichert, unterliegt der Licht-Dunkel-Wechsel einem ständig unveränderten Rhythmus. Durch Änderungen der Kulturbedingungen, oder nach Wechselwirkung mit anderen Arten (Parasiten oder Symbionten), wurde wiederholt eine Steigerung der Variationsbreite festgestellt. Es traten dabei Formen auf, die man als neue Arten beschrieben hätte, hätte man sie aus der Natur isoliert. Bereits diese Bemerkung reicht aus, um sagen zu können, daß man die exakte Artenzahl wohl nie wird ermitteln können.
Seltene Arten, die z.B. im vergangenen Jahrhundert beschrieben und heute nicht mehr auffindbar sind, können durchaus auch ohne menschliches Dazutun verschwunden oder in neuen Arten aufgegangen sein. Andererseits wirkt sich die Veränderung der Umwelt durch den Menschen negativ aus. Der Raubbau an der Landschaft, die Verunreinigung der Gewässer in allen Teilen der Erde führt zu einer rapiden Verarmung an Arten. Hiervon sind besonders die artenreichen Gebiete in den feuchten Tropen betroffen. Seltene, vom Aussterben bedrohte Arten werden (z.B. in Mitteleuropa) in "roten Listen" geführt. Deren Umfang nimmt von Jahr zu Jahr zu. So sind z.B. von den 2352 auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland festgestellten Arten von Farn- und Blütenpflanzen 56 nicht mehr auffindbar, 180 sind "akut gefährdet", 170 "stark gefährdet" und 237 "gefährdet". Darüber hinaus sind weitere 280 allein aufgrund ihrer Seltenheit in ihrem Fortbestand in Gefahr. Somit sind insgesamt 39% aller einheimischen Arten in ihrer Existenz in der Bundesrepublik bedroht (H. SUKOPP, 1974).
© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de