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Letzte Änderung: 11/24/2005 22:39:18

Biodiversität - Artenzahl und Individuenzahl


Je besser eine Art an gegebene Standortbedingungen angepaßt ist, desto individuenreicher ist sie, und um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß eine der übrigen Arten dominant wird. Von den Arten einer Pflanzengesellschaft sind daher stets nur einige wenige wirklich häufig; sie sind es auch, die den Hauptanteil des Energieumsatzes auf der entsprechenden trophischen Ebene (hier Primärproduzenten) ausmachen. Die seltenen Arten tragen zur Artendiversität des Systems bei. Als Maß dafür hat man den Artendiversitätsindex entwickelt, durch den das Verhältnis von Artenzahl zu Häufigkeit (gemessen als Zahl, Biomasse, Reproduktionsrate) beschrieben wird.

In Ökosystemen, deren Entwicklung durch physikalische oder chemische Umweltfaktoren beschränkt wird, ist die Artenzahl gering (boreale Zone, Wüsten). Sie ist hoch in Systemen, die vornehmlich durch biologische Faktoren reguliert werden. Im allgemeinen nimmt die Diversität mit dem Absinken der Relation zwischen notwendiger Erhaltungsenergie und Biomasse zu. Damit sind wir wieder bei dem alten Postulat des Physikers E. SCHRÖDINGER, der 1943 in einer bedeutsamen kleinen Schrift, "What is life?" das Axiom "Ordnung, die auf Ordnung basiert" prägte (s.a. Selbstorganisation der Materie). Die Artenvielfalt steht damit mit der Stabilität des Systems in direkter Beziehung, und es besteht daher auch ein linearer Zusammenhang zwischen Zahl der Arten und der Zahl der Individuen pro Art.

Bei Belastung durch chemische oder physikalische Faktoren nimmt vor allem die Zahl der seltenen Arten ab. Die skizzierten Beziehungen können in eine Gleichung gefaßt werden, die nach ihren Entdeckern SHANNON-WEAVER-Funktion oder SHANNON-Index genannt wird. Eine Erhöhung der Artenzahl führt zu längeren Nahrungsketten, und somit zu einem höheren Komplexitätsgrad der Nahrungsnetze; damit verbunden ist auch die Zunahme der Art-Art-Wechselwirkungen, wie Symbiose, Parasitismus, Kommensalismus.

Seit der im Rahmen der Rio-Konferenz 1992 verabschiedeten Konvention �ber die Biologische Vielfalt richtet sich das politische und �konomische Interesse zunehmend auf die globale Biodiversit�t. Sie zu sch�tzen und nachhaltig zu nutzen setzt eine detaillierte Kenntnis ihrer r�umlichen Verteilung voraus. F�r die hierzu zahlreich vorliegenden, punktuellen Einzeluntersuchungen fehlt es bisher jedoch an aussagekr�ftigen Vergleichsstudien, synoptischen Darstellungen und operationalisierbaren Monitoringkonzepten. Das BIOMAPS-Projekt soll diese Defizite f�r die Kontinente Amerika und Afrika beseitigen indem:

auf der Basis vorliegender Einzelstudien detaillierte Karten der Phytodiversit�t erstellt werden. die funktionalen Zusammenh�nge zwischen Geodiversit�t und Phytodiversit�t untersucht und skizziert werden.
operationalisierbare Indikatoren (Proxys) f�r ein kontinuierliches Monitoring der Phytodiversit�t untersucht und identifiziert werden.

1996 haben W. BARTHLOTT, W. LAUER & A. PLACKE eine erste Weltkarte der Phytodiversit�t erstellt. Die Datenbasis wurde seitdem best�ndig erweitert. 1999 wurde sie von W. BARTHLOTT, N. BIEDINGER, G. BRAUN, F. FEIG, G.: KIER & J. MUTKE (Universit�t Bonn) in erweiterter Form vorgelegt. Das Projekt wird in enger Kooperation mit dem Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum (DLR/DFD), Abteilung Umweltsysteme (Dr. G. Braun) und dem Geographischen Institut der Universit�t Bonn durchgef�hrt.


Karte mit h�herer Aufl�sung

Hierf�r werden floristische und vegetationskundliche Daten, r�umlich differenzierte Geobasisdaten, Vegetationskarten und aus Fernerkundungsdaten abgeleitete ph�nologische Indikatoren integrativ in einem Geographischen Informationssystems (GIS) verarbeitet. Diese Arbeiten werden in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum (DLR/DFD), Abteilung Umweltsysteme (Dr. G. Braun) und dem Geographischen Institut der Universit�t Bonn durchgef�hrt.

Als Datenbasis wurden Angaben aus ca. 1400 Florenwerken, floristischen und vegetationskundlichen Arbeiten herangezogen. Die f�r sehr unterschiedliche Fl�chengr��en vorliegenden Artenzahlen wurden mit einer Formel von EVANS et al. (1955) auf Standardfl�chen von 10.000 qkm bezogen.


© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de