Der Begriff seltene Aminosäuren ist in gewisser Hinsicht irreführend. Er umfaßt alle diejenigen, die nicht in Proteine eingebaut werden. Einige von ihnen, wie das Ornithin und das Citrullin, haben wir bereits als häufig vorkommende Intermediärprodukte des Primärstoffwechsels kennengelernt . Man kennt etwa 220 verschiedene Strukturen, von denen die meisten in Pflanzenzellen in freier Form vorliegen, doch gelegentlich findet man auch Glutamat-, Oxalat- oder Acetylderivate.
Bei einigen Pilzen können sie zu kleinen, gelegentlich zyklischen Polypeptiden verknüpft sein, wie etwa im Phalloidin und den Amanitinen, den toxischen Wirkstoffen des Knollenblätterpilzes.
Von nahezu jeder der bekannten 20 Aminosäuren sind Derivate beschrieben und aus einzelnen Pflanzen isoliert worden. Eine bestimmte seltene Aminosäure kommt in der Regel nur bei einer oder bei nur wenigen Pflanzenarten vor.
Von den 220 verschiedenen Molekültypen soll an dieser Stelle nur die Synthese von zwei Derivaten des Arginins, nämlich des Octopins und des Nopalins herausgestellt werden. Bekannt wurden sie, nachdem festgestellt wurde, daß ein Plasmid aus Agrobacterium tumefaciens, dem Erreger eines Pflanzentumors (Crown gall), die genetische Information zur Induktion ihrer Synthese, trägt.
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